Als ich noch regelmäßig im Winter nach Mallorca geflogen bin, habe ich mich oft über spezielle Eigenheiten der Insel gewundert. Ich will jetzt nicht die ganze Liste dazu aufführen (sie ist sehr lang und wurde mit jedem Spanien Urlaub länger), aber einen Punkt bringe ich doch. Warum, habe ich mich gefragt, verstehen die Spanier den Tourismus nicht besser? Sie waren doch mit die ersten in Europa, die im großen Stil vom Tourismus profitiert haben, warum haben sie nichts dazu gelernt?
Ich habe darüber natürlich auch oft mit den residenten Deutschen geredet und die Standardantwort war: So ist es eben in Spanien. Darin waren jahrelanger Frust und Resignation mit den lokalen Behörden ganz gut zusammen gefasst.
Wenn man bei solchen Fragen tiefer bohrt, kommt viel Interessantes zu Tage. Meist verhindert der Erfolg der Vergangenheit notwendige Änderungen, aber auch der Einfluss von Kultur, die ja auch nicht anderes ist, als bewährte Erfahrung, ist nicht immer positiv. Dann ist eine lange Geschichte oder Tradition in einer sich rasch ändernden Umwelt oft ein großer Nachteil. Sie verhindert eine realitätsnahe Sicht der Dinge. Die Menschen leben noch in einer anderen Zeit, sind blind für ihre Lage geworden und sie packen die aktuellen Probleme des Alltags nicht mehr an.
Den größten Schaden aber richten Ideologien an, ist meine Lebenserfahrung. Sie versprechen Lösungen, die sich bei den Religionen vielleicht früher mal bewährt haben oder die bei den neueren Ideologien gut klingen, aber noch nie einen langen Praxistest bestanden haben.
Ich habe gelernt, dass es ein unmögliches Unterfangen ist, dagegen anzukämpfen. Es ist wie mit jeder Form der Dummheit, dagegen kämpfen auch Götter stets vergebens, wie schon die alten Griechen wussten. Ich denke, es gilt immer noch, dass man die meisten Fehlleistungen mit Dummheit oder Faulheit erklären kann. Aber sie nur still zu ertragen will ich nicht. Und mir ist auch nicht wirklich alles egal.
So habe ich eine Reaktion entwickelt, die mich besser damit leben lässt. Ich sage mir, meist nur still und leise, die Verantwortlichen haben Scheiße im Hirn. Man könnte auch sagen, es fehlt an "gesundem Menschenverstand" (common sense) oder hier haben Dummheit oder Faulheit wieder zugeschlagen, aber "ins Hirn geschissen" gibt mir wesentlich mehr Genugtuung. Im Deutschen klingt das sehr derb, drum sage ich es auch nicht laut. Da ich oft auf solche Anlässe stoße, genügt mir inzwischen auch die Abkürzung IHG.
Eine Musikpädagogin, die ich sehr schätze, habe ich einmal gefragt, wie sie es mit ihrem exzellenten Gehör aushalten kann, wenn die Menschen, die sie anleitet, so schlecht singen. Ihre Antwort war: Sie kann alles auch so hören, wie es klingen sollte.
Ähnlich mache ich es jetzt auch. Sehe ich solche Produkte oder Ergebnisse von Politikern, Bürokraten, Ideologen, Fanatikern, Schützern, Organisationen etc. dann ärgere ich mich nicht mehr darüber, sondern ich sehe sie als Monumente der Dummheit an und sage mir innerlich, "ins Hirn geschissen" oder auch "full of shit".
Und ich stelle mir ganz deutlich vor, wie man diese Monumente auch wahrnehmen kann. Auffällig, in grellen Farben, als Kunst. Speziell mit den Farben kann man auch politische Hintergründe andeuten. Wer mich kennt, wird sich nicht wundern, dass Grün oft vorkommt, aber auch alle anderen Farben machen Sinn, von Gelb, Rot, Hellblau, Blau, Weiß-Blau über Magenta zu Schwarz. Und alle zeigen sie den Schriftzug: INS HIRN GESCHISSEN!
Übrigens, IHG ist universell, habe ich erfahren. Es existiert sowohl in Demokratien, wie in Diktaturen, in der Stadt genau so wie auf dem Land, es ist unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse oder Weltanschauung. Wie heißt es doch so schön: Das Gehirn ist gerecht verteilt, ich habe noch nie jemanden getroffen, der gemeint hat, er habe zu wenig davon bekommen!