OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Wenn mein kleiner Sohn von der Schule nach Hause gekommen ist und auf sein Mittagessen gewartet hat, dann habe ich ich ihn beim Kochen immer folgende Frage gestellt: "Was hast du heute in der Schule gelernt?"

Erstaunlicherweise wurde diese Routinefrage selten mürrisch beantwortet, sondern meist hat er sie genutzt, um sich die in der Schule vorkommenden Probleme von der Seele zu reden. Darum ging es mir auch, denn wenn ich ehrlich bin, die Schuldetails haben mich nie wirklich interessiert und ich habe auch deshalb fast nie bei den Hausaufgaben geholfen.

Bei meinen Chefs war dies anders. Auch ihnen habe ich eine ähnliche Frage gestellt, wenn sie von wichtigen Meetings oder Reisen zurückgekommen sind. Bei diesen "Debriefings" aber habe ich viel erfahren, was für mich von großer Wichtigkeit war. Wenn es gute Chefs waren, dann habe ich nicht nur die Fakten dabei erfahren, sondern auch ihre persönliche Einschätzung und das war für eine gute Zusammenarbeit wichtig. Das Gespräch hat auch geholfen, ihren Standpunkt zu präzisieren und die Wiederholung hat das Gelernte vertieft.

Bildung ist ein so kostbares Gut und ich wundere mich oft, dass sie unserer deutschen Gesellschaft einen so niedrigen Stellenwert hat. Das ist in anderen Kulturen ganz anders. Dort arbeiten Menschen extrem hart, nur damit ihre Kinder eine gute Ausbildung bekommen. Vielleicht ist sie bei uns deshalb so wenig wert, weil sie fast gratis ist?

Wir achten auch nicht darauf, dass wir gebildete Menschen im Lande halten. Zu viele Analphabeten importieren, dafür Akademiker exportieren, das scheint bei uns politisch korrekt zu sein. Wer sich öffentlich dagegen äußert, wird schnell mundtot gemacht. Und dann machen wir den Chinesen Vorwürfe, dass es dort keine freie Meinungsäußerung gibt.

Gegen eine Auslandserfahrung ist ja nichts einzuwenden, aber warum gestalten wir unsere Rahmenbedingungen nicht so, dass dann die Menschen wieder nach Deutschland zurück kommen? Nachdem ich einige Jahre von Österreich weg war, hat mir der damalige Bundeskanzler Bruno Kreisky geschrieben, ich möge doch wieder zurückkommen. Wie ich weiter in die USA gezogen bin, hat mich ein ähnlicher Brief von deutschen Politikern nie erreicht.

Wir leben in einer komplexen Welt und von einem Standpunkt aus können wir sie nicht begreifen. Es ist also notwendig, alles von verschiedenen Blickwinkeln aus zu sehen. Am effektivsten geht dies immer noch durch Rotation. Auch das scheint vielen Menschen suspekt zu sein. Bei der Regierungsbildung 2009 wurde gelästert, dass Minister neue Ressorts bekommen. Gut so, kann ich nur sagen. Eine Opposition sollte erst dann zu schreien beginnen, wenn tatsächlich etwas aus dem Ruder läuft. Wer immer nur schreit, der wird nur noch als lästig empfunden. Das gilt auch für die sie begleitenden Medien.

Wollen wir als Menschen unsere Kreativität erhalten, dann brauchen wir Erholung, Freiheit und Abwechslung. In manchen Bereichen gibt es dazu das Sabbatical, das ich für eine überaus segensreiche Einrichtung halte. Wir wären gut beraten, es auf weitere Bereiche auszudehnen.

Ein Problem, mit dem ich mich viel beschäftigt habe, ist die Weiterbildung von Führungskräften, besonders von jenen, die an der Spitze der Verantwortung stehen und von deren Entscheidungen unser Schicksal wirklich abhängt. Sie lernen sicher viel durch ihre Arbeit, aber genügt dies auch? Da habe ich meine Zweifel! Länger aussteigen können sie meist nicht und Schnellbleichen durch Berater und Spin-Doktoren geraten leicht zur Manipulation.

Ein österreichischer Bischof hatte dazu eine fantastische Antwort. Er hat einmal pro Woche mit einem Top-Experten zu Mittag gegessen und dabei wurde ohne Zeugen und Protokoll Tacheles geredet. Für die Eingeladenen war es eine Ehre, für den Bischof eine unüberbietbare Informationsquelle.

Aber für die, die auch dazu keine Zeit oder Möglichkeit haben, gibt es jetzt neue Weg durch das Internet. Das Videolehrangebot ist inzwischen fantastisch, vor allem wenn man Englisch kann und dies sollte für diese Klientel ohnehin selbstverständlich sein. Ein Vorteil dieser Videos ist die zeitlich ungebundene Verfügbarkeit, dass sie jederzeit unterbrechbar und wiederholbar sind und man sich zwischendurch bei nicht verstandenen Passagen auch mit anderen Internetquellen informieren kann.

Man kann die Bereitschaft zur Weiterbildung bei diesen Führungskräften übrigens stark fördern, in dem man sie öffentlich danach fragt. Die Frage nach der Weiterbildung sollte ins Repertoire jedes Reporters gehören. So entsteht auch eine Bereitschaft, darauf eine gute Antwort zu finden, die vielleicht für manche Zuseher eine Anregung oder sogar ein Vorbild darstellt.

Und damit will ich auch schließen: Ich schaue mir zur Zeit (2009) jeden Tag mindestens ein TED Video an. Sie sind relativ kurz (max. 20 Minuten), informativ und unterhaltsam und sie fördern meine Englischkenntnisse. Sehr zu empfehlen, die Auswahl ist inzwischen riesig!

Freude zum Schluss

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