Meine erste Frau hat u.a. Biologie studiert und da wir als Studenten unzertrennlich waren, habe ich von ihrem Fach auch einige - heute völlig unnütze - Details mitbekommen, mit denen ich aber noch immer angeben kann.
So weiß ich, dass sich Brenzkatechin in Oxychinon umwandelt, wenn man einen Apfel anschneidet und er sich dann braun färbt oder dass der Regenwurm auf lateinisch "lumbricus terrestris" heißt.
Da wir während des Studiums eine große Insektensammlung angelegt hatten, ist mir auch in Erinnerung belieben, dass eine Marienkäferart "Coccinella septempunctata" heißt. Wie auch immer, ich habe diese kleinen Tierchen lieb gewonnen und da ich inmitten einer Gärtnerei wohne, verirren sie sich auch häufig in meine Wohnung.
Nun kommt die Tante Tesi ins Spiel. Sie war die jüngste Schwester meiner Mutter und ist in hohem Alter als letzte dieser Generation gestorben. Wir haben uns zwar höchstens einmal pro Jahr persönlich gesehen, aber ich habe regelmäßig mit ihr telefoniert und dabei ihren Humor und ihre große Lebenserfahrung genossen
Zu ihrem Begräbnis durfte ich sogar eine Rede halten und beim Leichenschmaus hat mir ihre beste Freundin erzählt, dass meine Tante u.a. mich deshalb so gerne mochte, weil ich sie immer auch gefragt habe, ob sie genügend Geld hat und ob ich ihr Geld schicken soll. Sie hat dies übrigens stets abgelehnt, aber es hat ihr offensichtlich gut getan.
So schmückt dann auch ihr Totenbild meinen "Familienaltar". Und wenn nun wieder ein Marienkäfer am Fenster die Wohnung verlassen will, dann wird es genommen, der Käfer darauf gesetzt und bei offenem Fenster in die Freiheit befördert. Sie sind übrigens gute Flieger, kann man dabei beobachten.
Sieht nun meine Frau einen Marienkäfer, ruft sie sofort nach der Tante Resi. Und sie kommt dann wieder in Aktion. Und so lebt die Tante Resi bei uns im Alltag weiter, inzwischen als Inkarnation in den Marienkäfern.