OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Gewisse Erfolgserlebnisse kann man nur im Alter haben, Enkelkinder zum Beispiel. Aber die wahren Triumphe werden viel subtiler gefeiert. Die Klassiker sind die Treffen mit alten Lieben, die einen früher abgelehnt haben und danach mit einem anderen Partner einen "Griff ins Klo"gemacht, haben, wie mein Sohn dies so treffend auszudrücken pflegt. Da kommt echte Freude auf oder ist es doch nur Schadenfreude? Auch die andere Variante, dass man die frühere, geheime Liebe trifft und sich sagt: "Mein Gott, wie bin ich froh, dass aus uns nichts geworden ist", ist ein echter Knüller! Es gibt aber auch Fälle, wo sich Menschen in ihrer Jugend nicht füreinander entschieden haben, dies aber dann in späteren Jahren nachholen können. Solche neuen "Alten Lieben" sind gar nicht so selten!

Um späte Triumphe feiern zu können, muss man vor allem alt werden. Selbst dazu tun braucht man meistens nichts mehr, der Lauf der Welt oder die Vergangenheit schreiben die Erfolgs-Geschichte. Wer den Herbst erlebt, kann die Früchte seines Lebens einsammeln.

Herbst

Wie oft haben ich bei Begräbnissen erlebt, wenn die Menschen - natürlich ganz leise und sicherlich mit schlechtem Gewissen, denn über die Toten redet man in unserem Kulturkreis nicht schlechtes - erfreut waren, dass einer ihrer Erzfeinde endlich ins Gras gebissen hat. Die Shit-Liste abarbeiten, das heißt Menschen, über die man sich wirklich geärgert hat und denen man deshalb auch den Tod gewünscht hat, von der Liste der gehassten Personen streichen, hat dies einmal einer ganz trocken genannt. Bei einem Kollegen, der vielen anderen großes Leid zugefügt hat, hat mir einer gesagt, er ist nur zum Begräbnis gekommen, um sicher zu sein, dass er wirklich tot ist.

Die emotionale Welt aber besteht nicht nur aus Liebe und Hass, sondern auch aus Erfolgen und Misserfolgen, über die man sich freuen oder ärgern kann! Es ist einfach wunderschön, wenn nach vielen Jahren des Engagements, man in alten Jahren doch noch ans Ziel kommt! So habe ich mich sehr darüber gefreut, wie man endlich auch in Deutschland zu einer guten Lösung für die Nichtraucher gekommen ist oder dass die Wehrpflicht abgeschafft wurde. Dass ich das noch erleben durfte, ist dann der Spruch der Alten, den auch ich gerne sage.

"Dass ich das noch erleben durfte" gilt aber auch für Prognosen, die vor langer Zeit gemacht, dann doch endlich eingetroffen sind. Die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 für die Europäische Union gehört für mich dazu. Es hat mir als alter Mensch sehr weh getan, dass man den Friedens-Aspekt bei der EU Kritik so oft vergessen hat.

Auch die Dynamik mancher Entwicklungen über längere Zeiträume können Erfolgserlebnisse bringen. Wenn man zum Beispiel sieht, wie Firmen immer wieder die gleichen Fehler machen, indem sie den Erfolg der Vergangenheit zu lange pflegen und zuwenig an die Zukunft denken und daran zugrunde gehen. Oder im persönlichen Bereich, wenn man so schön mitverfolgen kann, wie aus Kindern die Nachfolger ihrer Eltern, sowohl im guten, wie auch im schlechten Sinne, werden.

Alle diese Erfahrungen brauchen lange Zeiträume zum Entstehen und sie sind auch schlecht abstrakt zu lehren, weil junge Menschen nicht akzeptieren wollen, dass sich Dinge wiederholen, wenn man sie sich selbst überlässt und es braucht schon gute Lehrer, die es vermitteln können.

So richtig sichtbar wird aber ein Triumph nur, wenn er durch Ehrungen und Auszeichnungen öffentlich gezeigt wird.

Ich muss dabei vor allem an zwei meiner Hochschullehrer denken: Heinz Zemanek (*1.1.1920, + 16.7.2014, bei dem ich meine Diplomarbeit machte) und Fritz Paschke (*2.3.1929, + 29.3.2022) gemeinsam mit Johannes Pötzl mein Doktorvater). Sie beide, Heinz Zemanek und Fritz Paschke, so verschieden sie als Menschen waren und so verschieden auch ihr Wirkungkreis war, haben mir sehr viel an Erfahrung beigebracht. Beide wurden oft geehrt und ausgezeichnet, so oft, dass ich die Ehrungen hier nicht anführe, weil ich sicherlich keine komplette Liste schaffen würde (aber mit Google kann man sie finden).

Die schönste Auszeichnung aber ist in meinen Augen, dass sie beide so alt geworden sind. Und das bringt mich wieder zurück zu den vielen anderen, die nicht in den Medien aufscheinen. Lasst uns jedes Jubiläum feiern und dabei auch an die vielen kleinen Erfolgserlebnisse denken. Und mit besonderer Genugtuung auch an späte Triumphe, die sie noch erleben konnten!

Aus dem Archiv von Otto Buchegger

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