Sie haben mich ein Leben lang fasziniert. Fast bis heute, auch nachdem ich viele und allerlei Arten von elektronischen Geräten verwendet habe. Papiere und Schreibgeräte aber stellen eine besondere Form der Kommunikation und Dokumentation dar, vielleicht sogar eine eigene Kultur.
Diese Seite widme ich 2020 meinem langjährigen Bekannten Peter Gauß aus der Neckargasse in Tübingen. Er war der beste Papierologe in meinem Leben.
In jungen Jahren waren es vor allem die Schreibgeräte. Ich hatte mir immer eine richtige Füllfeder gewünscht. Damals gab es sogar noch Läden, wo man sie reparieren konnte oder gebrauchte billiger kaufen konnte. Meine Schwiegermutter hatte mir dann später eine richtig teure gekauft. Mit einer vergoldeten Feder und einem Kolben zum Tinte aufziehen.
Leider hat die Liebe dazu nicht lange gehalten. Bei einem Flug lief die Tinte aus und ich sehe noch das verdreckte Hemd und den Anzug vor mir, der nicht mehr zu reinigen war. Also da war die Werbung besser, als der praktische Nutzen.
Trotzdem bin ich den Füllfedern im Büro lange treu geblieben. Aber ich bin zum Massenprodukt der Schulfüllhalter von Pelikan gewechselt. Immer mit schwarzer Tinte (damit man die Texte besser kopieren konnte), die Patronen waren zuverlässig und die Schrift ist gut geblieben.
Meine Mutter hat mir früh einen Parker Kugelschreiber geschenkt. Er hat mich lange auf Reisen begleitet.
Natürlich hatte ich auch einen Fisher Spacepen. Eine interessante Erfindung. Man konnte mit ihm sogar unter Wasser oder über dem Kopf schreiben. Aber für den Alltag war er viel zu teuer.
In den USA hatte ich natürlich einen CROSS Set. Kugelschreiber und Bleiminenstift, in Stahl (es gab aber noch teurere Varianten in Silber und Gold).
Meine Kugelschreiberphase hat mit den BIC Kulis geendet. Sie waren nicht nur billig und zuverlässig, sondern auch perfekt, um damit Überweisungen auszufüllen.
Immer noch gerne verwendet ich Bleistifte. Sie sind von allen Schreibgeräten bis heute für mich die zuverlässigsten. Und mit einer HB Mine kann man sogar ganz ordentlich zeichnen. Schon als Kind konnte ich sie mit meinem Taschenmesser gut spitzen und man hat mir dadurch auch eine Karriere als Mathematiker vorausgesagt, was ja dann später fast so eingetreten ist. Nur bin ich Programmierer geworden.
Schwarze Fineliner sind heute (2017) das Produkt meiner Wahl. Ich kaufe sie billig beim Discounter. Sie laufen lange und wenn ich sie wegwerfe habe ich kein schlechtes Gewissen, ich verbrauche nicht mehr viele davon.
Fast die gleiche Faszination wie Schreibgeräte haben Papiere auf mich ausgeübt. So richtig begonnen hat die Liebe dazu während meiner Studienzeit in Wien. In der Wollzeile 17 gab es ein Papierfachgeschäft, das für mich zum Erlebnis wurde und das ich oft besucht habe, um in einer Welt zu schnuppern, in der ich gerne gelebt hätte. Gekauft aber habe ich immer bei den billigsten Quellen, ich war ein armer Student.
Als Hochschulassistent hatten wir als besonderen Luxus Chefblöcke. Es war dickes Papier, fast schon Karton, DIN A4, zu Blöcken verleimt. Ich gestehe, es war ein besonderes Gefühl ihn in der Hand zu haben und darauf zu schreiben.
Auch auf Visitenkarten wurde in Österreich großer Wert gelegt. Ich habe sie lange gesammelt, auch meine eigenen und ich verwende bis heute welche. Selbst gedruckt, aber mit Foto!
Eine große Rolle spielten in meinem Leben Lochkarten. Lange nachdem sie als Datenträger schon überholt waren war, ist ihr Format für To Do Listen unschlagbar geblieben.
Aber die wichtigsten Papiere in meinem Leben waren Karteikarten. Heute schon wieder unbekannt, habe ich früher damit Datenbanken geschaffen, die nicht unerheblich für meinen beruflichen Erfolg waren. Die Zeitschrift TEST der Stiftung Warentest hatte einige Zeit ihre Testergebnisse in Din A6 Karteikartenform. Ich bin überzeugt, das hat wesentlich zu ihrer Beliebtheit beigetragen.
Hilfreich während fast meiner ganzen Berufszeit in der Industrie waren dazu auch Ringbücher mit den vielen Vordrucken von ORG-RAT. Auch die gelben POST-IT Sticker von 3M waren einmal wichtig.
Smartphones und Digitalkameras haben dies alles überflüssig gemacht. Wenn ich Bilanz ziehe, was ich heute mit 75 Jahren noch wirklich an Papier verwende, dann ist es sehr ernüchternd. Keine gedruckten Zeitungen mehr, unter anderen, weil sie nur noch die aktuellen Nachrichten von gestern und vorgestern bringen. Eigentlich kauft man damit nur Altpapier. Dazu ist mir Papier zu schade. Aber natürlich verwende ich noch Klopapier, Papiertaschentücher, Küchenpapier und Backpapier.
Eine größere Rolle spielen heute für mich Fotobücher, die ich gerne als Geschenk erstelle. Immer noch verwende ich ein kleines, schönes Notizbüchlein für unterwegs und zum Einkaufen einen Merkzettel. Für das Entwerfen von Texten liegt stets neben dem Computer ein College-Spiralblock bereit.
Die Welt hat sich verändert und wenn ich ehrlich bin, ist sie etwas ärmer geworden.
Ich fand die Schulhefte in Österreich wesentlich schöner als die in Deutschland. Die Formate sind zwar gleich, es waren nur Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachten. Es klingt vielleicht kindisch, aber ich habe deshalb lange Zeit Hefte in Österreich eingekauft, um sie dann in Deutschland einzusetzen.
Ähnliches gilt für die nordamerikanischen Papierformate. Sie erscheinen mir irgendwie sympathischer, auch wenn sie nicht so praktisch und durchdacht sind, wie die deutschen Normformate.
Übrigens, der schönste große Papierladen war für mich das Gibert Jaune im Quartier Latin in Paris. Dort habe ich meine kleinen, dicken Joy Books (Glücksbücher, Freudenbücher) eingekauft, die ich lange Zeit verwendet habe.
Wer hat heute noch ein Poesiealbum? Ein privates Gästebuch, in dem an sich verewigen kann (muss)?? Wer schreibt noch Postkarten aus dem Urlaub oder gar Briefe?
Ich beziehe mich hier viel auf westliche Produkte. Aber die Kunst des schönen Schreibens ist in anderen Kulturen viel ausgeprägter. Eigentlich schade. Nicht einmal leserlich sind die Werke der Jugendlichen, die ich gesehen habe. Ich fand eine große Befriedigung darin, schön zu schreiben. Und diese hätte ich auch meinen Kindern und Enkeln gegönnt!
Da ich viel gereist bin (und auch darüber geschrieben habe), habe ich einige Tricks entwickelt, um neben Märkten, Küchen, Kirchen und Musik eines Ortes auch andere Kulturelemente kennen zu lernen. Friedhöfe sind dafür eine große Fundgrube, aber auch Läden mit Schreibwaren. Einfach mal selbst bei der nächsten Reise ausprobieren!