OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Ich kenne diesen Ausspruch primär vom Skatspielen und dort unterstellt man dem Schreiber, dass er die Ergebnisse stets so manipuliert, dass er im Vorteil bleibt, also schlicht gesagt: betrügt.

Aber es gibt viele andere Erklärungen dazu: Wer aufschreibt kann besser beweisen, wer etwas festhält, dessen Werke können ihn überleben, wer als Wissenschaftler viel publiziert, dessen Wert steigt, wer notiert behält den Überblick und vieles andere mehr.

Hier aber will ich nur einen Aspekt vertiefen, nämlich den der Macht, die ein "Schreiber" hat. Heißt diese Funktion nun Sekretär, Assistent, Schriftführer, Buchhalter und all die weiblichen Formen davon, sie sind als Dienstleister oft der erste Schritt für eine Karriere.

Ein guter "Schreiber" selektiert, was wichtig und was unwichtig ist, er ist immer ein Kommunikator, den alle kennen und von dem viele abhängig sind, er ist stets diplomatisch und versucht niemanden bloßzustellen, er gibt vor neutral zu sein und er muss auf jeden Fall loyal zu seinem Arbeitgeber sein, will er seinen Job behalten. Man wird ihm oder ihr vertrauen, wenn er oder sie über einen längeren Zeitraum die Arbeit schnell, gut und zuverlässig macht.

Intuitiv würde man nun alle diese Eigenschaften nicht als Vorbedingung für Führungsaufgaben ansehen, sondern eher Charisma, Überzeugungskraft, Redegewandtheit, Siegerwillen, sowie auch Skupellosigkeit, Schläue und Machtstreben. Aber wenn man die Karrieren von länger erfolgreichen Menschen sowohl in der Politik, wie auch in Kirchen, Gewerkschaften oder Verbänden genau anschaut, dann wird oft auch die Funktion des "Schreibers" erwähnt.

Ich habe deshalb jungen Menschen gerne den Tipp gegeben, sich zuerst als "Schreiber" Gehör zu schaffen und seine ersten Lorbeeren zu verdienen, bevor die anderen Schritte folgen. Man lernt sehr viel dabei, kann vor allem auch die Fehler der anderen gut beobachten, lernt in entspannter Atmosphäre seine Kontrahenten kennen und hat eine gute Spielwiese für seine eigenen Ideen. Und das Schöne ist, nicht viele werden sich um diese - in ihren Augen undankbare - Aufgabe reißen, man hat also am Start wenige Konkurrenten.

Selbstverständlich brauchen diesen Schritt die Stars und Supertalente einer Szene nicht. Aber wer aus verschiedenen Gründen nicht dazu gehört, für den kann eine nützliche Dienstleistung ein gutes Sprungbrett für eine erfolgreiche Karriere werden.

Freude zum Schluss

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