OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Die meiste Zeit meines Lebens waren Routinen nur Softwareprogramme, die immer die gleiche Aufgabe auf die stets gleiche Art gelöst haben. Auf sie war Verlass und man konnte riesige Softwaregebäude zuverlässig mit ihnen bauen, aber sonst habe ich nie viel über sie nachgedacht.

Neuer Botanischer Garten in Tübingen
Mein kleiner Fotoapparat ist routinemäßg immer dabei, ein geringer Aufwand für viele schöne Fotos!

Später, als Manager, waren Routinen gleichbedeutend mit Prozessmanagement. Auch hier galt es, eine Handlung so zu perfektionieren, das sie zuverlässig fast automatisch oder gewohnheitsmäßig ablaufen konnte.

Jetzt, mit dem älterwerden, bekommt Routinen wieder eine andere Bedeutung. Sie bedeuten zwar immer noch, das Gleiche auf die stets gleiche Art zu tun, aber sie schaffen auch eine Struktur in einem freien Alltagsablauf, der nicht mehr von äußeren Zwängen vorgegeben ist.

Für junge Menschen mag dies eine Horrorvorstellung sein, denn sie lieben die Abwechslung, die neue Erfahrung, die neue Herausforderung, kurz das Neue. Aber mit zunehmendem Alter wird das Neue eher zur Bedrohung, es schwinden die Kräfte und dies erfordert, dass man mit ihnen besser haushalten muss. Die Routine hilft dabei und man findet auf meinen Seniorenfreundlich-Seiten wichtige Anwendungsbeispiele für gute Routinen, ebenso aber auch für die Gefahren, die durch Routinen entstehen, wie Langeweile oder Nachlassen der geistigen Beweglichkeit. Nicht alles kann man bewerten, aber man merkt, dass durch Routinen sich das Leben verändert. Ein Beispiel, das jeder alte Mensch dazu kennt ist, dass die Zeit sehr viel schneller vergeht!

Ich werde hier nicht auf den Unterschied zwischen Gewohnheit und Routine eingehen, für meine Zwecke sind beide gleich. Es geht um Tätigkeiten im Alltag, die fast automatisch ablaufen, die dem Alltag eine Struktur geben, das Leben zwar einschränken, aber dafür mit wenig Aufwand und großer Sicherheit betrieben werden können.

Routinetätigkeiten muss man nicht mehr planen, um sie durchzuführen muss man nicht mehr nachdenken, sie ersparen jeden Aufwand für eine Diskussion darüber. Man weiß genau, was zu tun ist, kennt genau den Aufwand, die Dauer, welche Ressourcen man dazu braucht, welches Ergebnis sie liefern und auch - besonders wichtig - alle ihre Nebenwirkungen.

Das klingt doch nur zu gut, um nicht darauf zu bauen. Vorausgesetzt, die Routinen machen Sinn, bergen keine Gefahren und können auch noch mit eingeschränkten Fähigkeiten erledigt werden.

Selbstverständlich gibt es von außen betrachtet auch eine kritische Sichtweise, besonders wenn es um die Lebensweise von Seniorinnen oder Senioren geht. Ist die Routine noch sinnvoll, gibt es nicht bessere und einfachere Lösungen, ist sie noch tragbar, werden die Ressoucen dafür noch vorhanden sein, kann die Routine noch finanziert werden, ist sie nicht egoistisch, geht sie nicht zu Kosten und Lasten anderer oder der Zukunft?

"Jede Gewohnheit ist eine schlechte Gewohnheit", sagt ein englisches Sprichwort ("Every habit is a bad habit") und es meint damit, dass Gewohnheiten uns auf die Dauer schaden und wir uns besser an neue Gegebenheiten und damit an neue Gewohnheiten anpassen.

Generell mag dies stimmen, aber definitiv nützen uns bewährte Routinen im Alter sehr. Sie lassen uns lange alleine und selbstbestimmt leben, sie schützen uns, sie machen uns aber auch früh auf mögliche Probleme aufmerksam, z.B. durch Routineuntersuchungen. Was regelmäßig geschieht, läuft nicht Gefahr, total vernachlässigt zu werden. Es erspart uns das stets neue Lernen, mit den damit verbundenen Schwierigkeiten und Frusterlebnissen.

Ich persönlich denke, einen guten Kompromiss für die Routinen im Alltag gefunden zu haben: Ich setze sie ein, um mit wenig Aufwand durchs Leben zu kommen und nütze die dadurch gewonnene Freiheit, um Neues zu erfahren, zu experimentieren und zu lernen.

Wer Kinder erzieht, weiß, dass sie in ganz jungen Jahren Rituale und Gewohnheiten lieben. Sie vermitteln ihnen Sicherheit, Geborgenheit, Selbstvertrauen, überschaubarkeit. Später kämpfen sie gegen alle diese scheinbaren Vorteile, und das ist auch gut so.

Wer aber mit alten Menschen zu tun hat, nimmt besser Rücksicht auf ihre Eigenheiten und lässt sie - solange sie ihre Umgebung nicht zu sehr damit stören - einfach gewähren. Es lohnt sich oft nicht, sie verändern zu wollen. Denn in ihren Augen haben sie ein langes Leben gut damit gemeistert, was kann also dann daran schlecht gewesen sein?

Freude zum Schluss

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