Überall, wo grüne Politik propagiert wird, findet man ein Fast-Allheilmittel im Radfahren. Ich denke, dazu kann ich mit einer gewissen Kompetenz was sagen. Denn ich bin selbst wirklich viel Rad gefahren.
Nicht nur, dass man gegen fast jeden anderen Verkehrsteilnehmer der schwächere ist, sondern auch, weil bei einem Unfall auch ohne andere Beteiligung man sich schwerst verletzen kann. Leider sind alle anderen Zweiradfahrer auch stark gefährdet, aber sie schützen sich etwas besser.
Und auch ohne Unfall ist Rad fahren gefährlich, weil der Aufenthalt im Freien oft zu Hautkrebs führt und die Sitzposition auf einem Sattel zu dauerhaften Schäden an Enddarm und Prostata führen kann.
Die ärgsten Feinde der Radfahrer sind nach meiner Beobachtung übrigens die Überschätzung der eigenen Leistungsfähigkeit, schlechte Ausrüstung (mit Fahren ohne Licht zum Beispiel), Kleidung, die sich verheddern kann oder schlecht sichtbar ist, sowie andere Radfahrer und die Stadtverwaltungen, die nicht wissen, wie man sichere Radwege baut. Oder wenn sie es wissen, sie die Kosten dafür scheuen. Denn gute Radwege sind fast so teuer wie andere Straßen auch.
Kritische Phasen (mit labilem Gleichgewicht) sind das Aufsteigen und das Absteigen. Radfahrer meiden deshalb vor allem das Stehen bleiben. In unseren Wanderradgruppen waren Klicks (spezielle Schuhe in speziellen Pedalen für Profis) unerwünscht, weil man sich damit besonders leicht verheddert und umkippt.
Besonders mit den vielen Pedelecs (oder E-Bikes), wo nicht nur schnelle, sondern auch schwerere Fahrzeuge aufeinander prallen können, können die Schäden und Verletzungen beachtlich werden.
Eine große Rolle spielt auch, wo man fährt. Niederlande und Dänemark (die gerne als Vorbilder herangezogen werden) sind flach. Ein Zusammenstoß bei niedrigen Geschwindigkeiten verläuft dann eher glimpflich, meist nur ein gebrochener Arm oder Schlüsselbeinbruch. Aber wer bei einer Schussfahrt von einem Hügel mit 50 km/h stürzt, stirbt leicht. Wurde in Tübingen schon erfolgreich demonstriert.
Folgende Gefahrenschwerpunkte sehe ich besonders oft: Zu schnelle Abfahrten im hügeligen Gelände, Poller gegen den Autoverkehr, Metallflächen (wie auch Schienen), Brücken, die im Winter nicht geheizt sind, zu enge Kurven (die geschnitten werden) und zu steile Übergänge von Straße auf Geh- oder Radweg.
Ich habe schon einmal ein Mobilisieren mit Fahrrädern erlebt. Es war in meiner Jugend (nach dem 2. Weltkrieg), wo Fahrräder das einzige Individual-Verkehrsmittel waren, das sich viele Menschen leisten konnten und wo die Räder auch noch unsicherer waren. Und ich erinnere mich an die unzähligen Verkehrsunfälle, die ich zum Teil auch persönlich erlebt habe und die mich bis heute schockieren. Da ich arm war, war ein Auto in unerreichbarer Ferne. Also musste ich mich ebenfalls mit Zweirädern abfinden und den damit verbundenen Risiken. Der positive Unterschied heute sind die viel besseren Fahrräder. Lenkerbruch oder Pedalbruch kommen heute kaum noch vor.
Inzwischen bin ich aber alt genug, um bei der Wahrheit bleiben zu können. Radfahren ist ein wunderschönes Hobby, bei gutem Wetter, gemütlich, in kleinen Gruppen (am besten immer zu zweit), mit vielen Pausen, auf guten Radwegen abseits aller Verkehrsstraßen und mit gutem Kopf- und Hautschutz. Und ohne Kopfhörer! Lippen mit starkem Lichtschutz eincremen nicht vergessen.
Aber ansonsten im Alltag lieber auf Distanz zu diesem Hype gehen. Man ist auf kurzen Strecken zu Fuß viel sicherer unterwegs. Und wenn das Angebot an Öffentlichen Verkehrsmittel schlecht ist, dann lieber Autos teilen, als das Risiko eingehen, ein Leben lang ein Krüppel zu sein. Sammeltaxis könnten so auch bei uns eine gute Ergänzung zum ÖPNV werden.
Quelle: https://de.statista.com/infografik/16437/e-bike-unfaelle-in-deutschland/
Vom 26.4.2018 bis 25.5.2018 habe ich mal einige Unfälle aus dem Polizeibericht vom Polizeipräsidium Reutlingen, zu dem auch Tübingen gehört, zusammen gestellt. Es ist mehr als beeindruckend!
Und noch ein Artikel dazu aus 2019.
Als alter Mann frage ich mich da, wie viele Menschenopfer noch erbracht werden müssen, bevor der Schwindel auffällt!
Weil das Rad fahren so schön sein kann, werden viele auch süchtig danach. Ich wurde es übrigens auch. Und wie bei jeder anderen Sucht, verdrängt man gerne die Nachteile und möglichen Langzeitfolgen.
Wer also immer noch glaubt, ich übertreibe, der möge sich doch gerne mal selbst in einer Reha-Klinik umsehen oder seinen Hautarzt oder Urologen befragen. Allgemeine Statistiken zu diesem Thema habe ich leider nur wenige gefunden. Es scheint ein Tabubereich zu sein. Ich selbst brauche sie aber auch nicht mehr.