OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Mir ist langweilig. Wie oft hören wir dies! Ich beobachte, dass Langeweile ein häufiges, aktuelles Phänomen und die Ursache vieler Probleme ist. Gerade unsere schnelllebige Zeit, mit kleinsten Zeitscheiben, vielen festen Terminen, erzwungener Routine und häufiger Fremdbestimmung fördert die Langeweile.

Langeweile drückt sich heute nicht mehr durch Däumchendrehen aus. Langeweile kann es auch in der Hektik geben. Ich kann mir vorstellen, dass viele Fließbandarbeiten langweilig sind.

Menschen wird z.B. immer dann langweilig, wenn sie in ihrer Tätigkeit keinen Sinn sehen, wenn das vorgegebene Tempo nicht ihrem natürlichen Tempo entspricht oder wenn sie ganz allgemein keinen Freiraum haben, ihre Arbeit selbst zu gestalten.

Langeweile ist von außen nicht immer klar einschätzbar. Denn Muße ist nicht Langeweile. Muße sind bewußte Pausen, die zur Herstellung der inneren Ruhe und des inneren Friedens genutzt wird. Auch Schlaf ist keine Langeweile. Langeweile ist auch kein Zustand, der nur die Reichen befällt. Aber je weniger Aufgaben jemand hat, um so größer ist die Chance, dass Langeweile aufkommt.

Auch mit zunehmenden Alter besteht die Gefahr, dass die Langeweile zunimmt. Mit den schwindenden Möglichkeiten und vor allem bei fehlenden Kontakten, werden auch die anregenden Tätigkeiten immer weniger. Noch immer die beste Anregung ist dann der gemischte Kontakt mit Menschen verschiedenster Alterstufen. Wer Enkelkinder in seiner Umgebung hat, bekommt diesen automatisch, die anderen werden sich bemühen müssen und diese Kontakte suchen und ausprobieren müssen.


WARUM MACHEN HOBBYS SPASS?


Menschen wollen keine Langeweile. Sie wollen Abwechslung, Lernerfahrungen, Entdeckungen, neue Kontakte, Freiheit zum Gestalten, ihre Kräfte messen. Wer Zugang zum Internet hat, kann dies überall leicht erreichen.

Zwei amerikanische Präsidenten waren Musterbeispiele für Langeweile und Herausforderung. Während Jimmy Carter, der Erdnussfarmer aus Georgia, offenbar ein großer Langweiler war, hat der immer jugendlich wirkende John F. Kennedy eine ganze Nation zu Höchstleistungen (Reise zum Mond) herausgefordert.

Nie Langeweile entstehen zu lassen war ein Hauptmotiv meiner Kindererziehung und eine wichtige Forderung an mich als Manager. Dazu ist es notwendig, immer einige interessante Aufgaben auf Vorrat parat zu haben.

Immer alles gleich sein zu lassen oder zu tun wird als eine Form des Sterbens angesehen. Leben hingegen bedeutet Wechsel, Änderung, Rhythmus, Fluss.


Abwechslung erfreut


Die beste Antwort auf Langeweile ist die Herausforderung (Challenge). Es war und ist eine begnadete Kunst erfolgreicher Wirtschaftsführer und Politiker solche Ziele und Visionen anzugeben, um möglichst viele Menschen herauszufordern.

Ich muss immer wieder staunen, wie z.B. eine grüne Ampel Autofahrer und Fußgänger zum Erreichen und Überqueren der Kreuzung herausfordert. Oder eine aufgehaltene Tür sogar Fußlahme noch etwas schneller gehen lässt.

Diese beiden Beispiele zeigen wichtige Elemente der Herausforderung. Sie muss das Ziel sichtbar machen, das Ziel muss erreichbar sein und man muss einen Nutzen mit dem Erreichen haben.

Unvermittelbare Ziele werden nicht verstanden, sie erzeugen damit auch keine Motivation zur Aktion. Ist das Ziel zu hoch, dann wirkt es nicht motivierend und kann genauso Frustration, wie Langeweile erzeugen. Und ohne persönlichen Nutzen werden auf die Dauer selbst Altruisten ihren Schwung verlieren.

Langeweile kann einfach auch durch Unwissenheit entstehen. Durch "Nicht zu wissen, was man tun soll". Gerade Kinder und einfache Menschen, denen immer vorgesagt wurde, was sie zu tun haben, werden unter dieser Situation am meisten zu leiden haben. Und vielen Kindern ohne ausreichende Betreuung ist auch oft langweilig.

Wer ein Musikinstrument spielt,
dem wird es nie langweilig
und er ist auch selten einsam.

Wie bei allen subtilen Problemen ist das Erkennen der erste Schritt erfolgreich gegen sie vorzugehen. Wie erkenne ich nun, dass mir langweilig ist? Ist mir bei jedem Gähnen schon langweilig, wie es die landläufige Meinung ist, oder fehlt mir dabei nur Sauerstoff im Hirn, wie es die Mediziner erklären?

Wer sich häufig über das Fernsehprogramm oder seine Morgenzeitung ärgert, dem ist ganz sicher langweilig. Denn dazu gibt es genügend bessere Alternativen. Mein persönliches Indiz für Langeweile ist der fehlende Spaß. Alles was mit Freude gemacht wird oder Freude bringt, kann mir gar nicht langweilig werden, und sei es noch so simpel oder zeitraubend.

Wo gelacht wird, gibt es keine Langeweile, höchstens es ist das Lachen der Schadenfreude. Denn auch sie, wie auch das Mobbing oder Quälen von Menschen hat ihre Ursache oft in der Langeweile.

Da die meisten Menschen, außer den ganz faulen, die Langeweile nicht schätzen, werden sie sich Beschäftigungen suchen, die sie erfreuen. Ich zähle hier einige auf, denen ich oft begegnet bin. Bei Hausfrauen gehört das Putzen dazu, besonders wenn es unnötig gründlich geschieht. Aber auch allzu umständliches Kochen überbrückt häufig die Langeweile.

In den Medien sind es die hausgemachten Sensationen. Big Brother war ein wunderbares Beispiel für eine gelangweilte Gesellschaft. Auch die vielen Rätselsendungen im Fernsehen nützen die Langeweile der zappenden Zuschauer aus. Aber auch Extremhobbys sind ein sicheres Zeichen, dass die Ausübenden im normalen Leben zu wenig Herausforderungen haben.

In Firmen gibt es die verschiedensten Formen. Mobbing habe ich schon angesprochen. Da ich viele Lehrer und Lehrerinnen kenne, weiß ich, dass manche von ihnen ausgesprochene Mobbingexperten sind. Zwar wundert es mich, dass sie die vielen Probleme in den Schulen nicht als Herausforderung ansehen, aber da es keine Strafmassnahmen für schlechte Lehrer gibt und ihr Freiraum zu Gestaltung ausgesprochen gering ist, ist ihre hohe Frustration doch verständlich. Und was gibt es dann schöneres als mit Tratsch und Klatsch über die Kollegen herzuziehen und ihnen mit viel Intelligenz Schaden zuzufügen?

Blumen in der Firma zu pflegen ist ebenfalls ein häufig anzutreffender Weg der Langeweile aus dem Weg zu gehen. Es mag mein falsches Vorurteil sein, aber es wurde mir oft bestätigt, dass viele Blumen, wenn sie von den MitarbeiterInnen und nicht vom Gärtner gepflegt wurden, ein sicheres Indiz für schlechte Moral in der Firma war.

Ebenfalls sind zu große Ordnung, wenn sie nicht betrieblich notwendig ist, übertriebene Gründlichkeit und allzu umfangreiches Berichtschreiben meist ein Zeichen, dass die MitarbeiterInnen keine sinnvollen und herausfordernden Aufgaben haben, es ihnen also langweilig ist.

Schon Parkinson erkannte, dass jede Zeit mit Arbeit ausgefüllt werden wird, und sei sie noch so lang. Besonders mit Computern als Arbeitsgerät gibt es viele weitere Möglichkeiten. Stundenlanges Surfen, Chatten oder Computerspiele ersetzen heute immer mehr den klassischen Zeittotschläger früherer Zeiten, das Kartenspiel!

Ich profitiere als Anbieter von Informationen im Internet sehr davon. Die meisten meiner Leser surfen nach dem Mittagessen zu mir. Früher hätten sie vielleicht verschämt einen Mittagsschlaf gemacht, heute kann man mit Surfen nach außen den Eindruck von Arbeit vermitteln, sich aber doch mit angenehmer Lektüre entspannen. Mein Trost ist, dass meine Leser hoffentlich etwas bei mir lernen!

Kluge Chefs werden die Arbeit nicht nur so gestalten und aufteilen, dass jeder so viel davon bekommt, dass er nicht in Langeweile flüchten muss. Sie sollten dabei auch bedenken, dass die Mitarbeiter die Freiheit zur Gestaltung behalten. Denn nicht allein die Menge der Arbeit, sondern auch die Freiheit, sie nach eigenem Willen zu gestalten, wird als Herausforderung angesehen.

Aber hinter allem muss der Sinn stehen. MitarbeiterInnen sind auch kluge Menschen und sehen sie den Sinn nicht deutlich, wird ihre Einstellung zur Arbeit hohl und leer und ihr Engagement lässt nach. Zum Glück wird es immer genügend wichtige Probleme geben, die angepackt werden müssen. Leider gibt es nicht immer die Führungskräfte, die diese sehen und sichtbar machen! Vor allem wenn sie sich auf die Rolle der technokratischen Fachidioten einengen lassen.

Aber wenn sie nicht nur ihr Fachwissen, sondern auch ihre Allgemeinbildung pflegen, Zugang zu Kunst und Kultur suchen, dann bin ich sicher, dass sie die notwendigen Schritte für mehr Sinn in der Arbeit und damit weniger Langeweile unternehmen werden!

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