OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Beide, Lärm und Licht, sind Zeichen für Leben, so wie Ruhe und Dunkelheit für den Tod stehen. Aber wenn ich auf mein Leben zurückblicke, dann hat ein zuviel von beiden auch dauerhaften Schaden an mir angerichtet. Nur im richtigen Maß bleiben sie ein Segen.

Lärm

Lärm hat mich stellenweise so gestört, dass ich noch Jahrzehnte später mit Schauern an manche Situationen zurückdenke. Sie haben dauerhaften Schaden angerichtet. Dabei mag ich Umgebungsgeräusche ganz gerne. Ich habe zum Beispiel in meiner Jugend gerne bei offenen Fenster neben einem sehr lauten Kinderfreibad geschlafen. Und auch heute noch höre ich gerne dem Lärm zu, wenn Fahrzeuge und Leute in meinem Stammkaffee vorbei ziehen. Und ich schätze auch Musik dort, wenn sie meinem Geschmack entspricht.

Fast 50 Jahre ist es her, dass ein schlecht isolierter Ventilator in einer Fabrik gegenüber, der immer lief, mich fast um den Verstand gebracht hat, vor mehr als 30 Jahren haben ein knarrender Boden und ein alter Mann, der nachts nichts schlafen konnte, mich so gestört, dass ich bis heute den Mann verfluche.

Nachbarn, die unbedingt wenige Meter von mir entfernt Autos repariert haben oder Metallplastiken entrostet haben, ein Hahn, der bei jedem vorbeifahrendem Auto geglaubt hat, es wird Morgen und entsprechend oft und lange gekräht hat. Motorradfahrer, die ihren Motor bis zur Höchstdrehzahl hochziehen, eine hysterische Nachbarin, die x-mal am Tag ihren Hund zurückgerufen oder gepfiffen hat. Eine schwerhörige Nachbarin, die ohne Kopfhörer Fernsehen wollte. Die Auswahl ist groß.

Es stimmt übrigens nicht, dass man gegen den Lärm von Motorradfahrern nichts machen kann. Man muss nur schlicht die Zulassungsbestimmungen ändern. Wenn auch bei Höchstdrehzahl 80 db nicht überschritten werden, dann spielt auch der Fahrstil keine Rolle mehr. Hier ist der Bund gefordert. Es gibt immer wieder eine Bundestagswahl, Leute fordert dies ein!

Wie ich inzwischen sicher bin, gibt es einen engen Zusammenhang zwischen den Menschen, die Lärm verursachen und den Wirkungen des Lärms. Erscheinen die Menschen sympathisch, dann stört auch der Lärm, den sie verursachen, kaum.

Aus diesem Grund stört die meisten Menschen auch nicht der Lärm, den sie selbst machen. Oder der passiert, wenn diese Aktivität zu einer Verbesserung führt. Ich kann mich noch an das Wohlbefinden erinnern, wenn ich bei 40 Grad im Schatten und 100 Prozent Luftfeuchtigkeit die lärmende Klimaanlage eingeschaltet habe.

Lärm kann wie eine Folter wirken. Er tut weh, manchmal sogar unmenschlich weh, aber er ist schlecht zu beweisen oder zu dokumentieren. Oft macht er den Verursachern Spaß und die Leidenden krank. Lärm ist immer lokal und betrifft deshalb nur wenige, die sich dann auch nur schlecht wehren können.

Lärm wird von unserem Gehörsinn wahrgenommen. Dieser Sinn ist von der Evolution wunderbar für unser Überleben eingerichtet worden. Das Gehör schläft nie und es ist im natürlichen Umfeld der letzte Sinn, der stirbt. Menschen, die Sterbende begleiten, wissen, dass bis zum Tode der Gehörsinn funktioniert.

Eine Sendung, die mir voll aus dem Herzen spricht (vom 30.12.2016): https://www.planet-wissen.de/sendungen/sendung-schoener-hoeren-100.html

Leute wehrt euch gegen den Lärm, macht ihn bewusst und stellt ihn ab oder versucht ihm auszuweichen, er ist - bis auf das Gewitter oder das Grollen von Erdbeben - nicht gottgegeben, sondern von entweder rücksichtslosen oder ignoranten Menschen gemacht. Eure Seele wird es euch danken!

Und wenn er unvermeidbar ist, wie bei manchen Baustellen oder Arbeiten, dann schützt euch genau so, wie die Menschen es machen, die ihm dauerhaft ausgesetzt sind.

Licht

Ein Leben lang habe ich das Licht der Sonne gesucht. Ich war viel im Freien, bin sehr viel mit dem Rad gefahren, habe im Winter längere Zeit im Süden verbracht und werde jetzt dafür im Alter mit Hautkrebs dafür bestraft. Und so wie mir geht es vielen Alterskollegen.

Ich kann also nicht umhin, vor der Sonne zu warnen. Besser gesagt, vor zu viel Sonne! Denn wir brauchen sie ganz unbedingt, nicht für die Gesundheit unseres Körpers, sondern auch für unsere Seele.

Die Menschen, die im Süden leben, machen es uns vor, wie man mit der Sonne richtig umgeht. Wenig nackte Haut zeigen, den Kopf bedecken, das Gesicht mit Sunblockern schützen, beim grellsten Licht (um die Mittagszeit) Siesta machen, Sonnenbrille tragen, sich im Schatten aufhalten. Bauten mit Arkaden und Laubengängen planen, schattige Gärten, Markisen.

Unser Wohlstand aber hat uns auch viel künstliches Licht beschert, Tag und Nacht! Unter dem Strich ist das auch für mich ein Segen. Ich kann damit abends und nachts nicht nur sicher unterwegs sein, sondern vor allem in den dunklen Stunden zuhause noch arbeiten. Wenn ich daran denke, dass ich fast alle meine Bücher und Internetseiten in diesen Zeiten geschrieben habe, dann hab ich sehr vom Kunstlicht profitiert. Vor allem der frühe Morgen war meine produktivste Zeit. Aufgewacht von Gedanken, die mich beschäftigen, habe ich sie dann gleich am Rechner festhalten können.

Dennoch habe ich oft das Licht verflucht, wenn es mich am Schlafen gehindert hat oder wenn es mich geblendet hat und ich nichts dagegen tun konnte. Besonders blinkendes Licht fand ich extrem störend. Auch hier waren es überwiegend rücksichtslose Menschen, denen ich das verdankt habe. Aber auch gedankenlose Architekten und Planer entscheiden, ob Licht erfreut oder schadet.

Unsere Sinne verändern sich im Alter

Im Alter verändern sich die Sinne. Die Augen sehen schlechter, die Ohren hören auch nicht mehr so gut. Und nebenbei nimmt dann auch oft der Geruchssinn ab. Man sollte meinen, dass damit Lärm und Licht weniger stören würden und im Extremfall ist dies auch der Fall.

Aber so wie die Sinne abnehmen, so nimmt die Empfindlichkeit zu. Am besten kann man dies an den erträglichen Temperaturen messen. Die Spanne zwischen zu kalt oder zu heiß ist im Lebensabend nur noch wenige Grade um 25 Grad.

Es sollte also junge Menschen nicht wundern, wenn alte Menschen mehr jammern und nörgeln. Ihre Welt ist schwierig. Wenn man auch die Umstände oft nicht verändern kann, dann helfen schon kleine Veränderungen oder etwas Abwechslung, sie erträglicher werden zu lassen.

Freude zum Schluss

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