Im August 2013 habe ich die 300 Regeln der Kunst der Klugheit auf ein mobiles Format umgestellt. Da ich dafür kein Fachmann bin, war das ganze etwas umständlich, aber ich habe es dann doch mit viel Fleiß (in einer in meinen Augen sogar ganz brauchbaren Form) hingekriegt.
Der Anlass dazu war ein kritischer Blick in die Besucherstatistiken, die seit vielen Jahren rückläufig waren und der ständig wachsende Anteil an mobilen Nutzern. Also musste ich entscheiden, diesen Inhalt entweder langfristig ganz sterben zu lassen oder ihn für die Zukunft fit zu machen. Ich habe mich für letzteres entschieden.
Es wäre einfach schade gewesen, diese kurzen Anleitungen, auch wenn sie nur selten gelesen werden, vergessen zu lassen. Denn immer wieder, wenn ich mir das Verhalten von erfolgreichen Politikern oder Führungskräften der Wirtschaft anschaue, denke ich: die haben sicherlich auch Gracian gelesen. Besonders der Bundeskanzlerin Angela Merkel unterstelle ich dies, sie scheint besonders viel davon verinnerlicht zu haben.
Die Arbeit an diesem Projekt dauert nun über 20 Jahre und sie hat natürlich auch auf mich abgefärbt. Was ich dabei gelernt habe, will ich hier nochmals kurz zusammenfassen.
Bei anderen Texten hatte ich nach einiger Zeit das Gefühl, sie doch wieder mal überarbeiten zu müssen. Aber nicht bei der Kunst der Klugheit. Die einzige wesentliche Umstellung war auf die neue Rechtschreibung, inhaltlich ist sie über die vielen Jahre gleich geblieben. Lediglich hätte ich manchmal noch einige Regeln dazu fügen wollen, aber es war ganz gut, dieser Versuchung zu widerstehen. Sie ist schon umfangreich genug.
Sie erfüllt viele Anforderungen, die ich an ein Orakel stelle: Sie enthält einige ewige Wahrheiten, sie ist widersprüchlich, sie ist kurz und sie ist vielfältig. Lediglich der Aufwand sie zu befragen ist gering, bei einem richtigen Orakel müsste er groß sein, damit es wirksam erscheint.
Sie hatte vielleicht zwischen 100.000 und 200.000 Tausend Leserinnen und Leser im Internet. Genau kann ich es nicht sagen, weil ich erst spät Statistiken dazu gesammelt habe. Im Vergleich dazu, die Praxilogie hatte zehn mal mehr davon, also mindestens eine Million.
Auch der Verkauf der gedruckten Bücher tröpfelte nur. Trotzdem wird die Kunst der Klugheit als einziges meiner fünf Bücher langfristig kaufbar bleiben. Der Grund liegt darin, dass es tatsächlich zeitlos ist und es nur geringen Wartungsaufwand benötigt.
Ich habe sie geschrieben, wie ich meine alte, immer dementer werdende Mutter betreut habe. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, viele Spaziergänge und Ausfahrten mit dem Auto in die nähere Umgebung gemacht.
Und wenn wir dann in ihrer kleinen Wohnung waren, habe ich am Rechner meine Texte getippt und sie zwischendurch um ihre Meinung gefragt. Das war für sie sehr beruhigend und für mich oft hilfreich, weil ihre Kommentare mich auf neue Gedanken gebracht haben.
Buchegger, Otto: Die Kunst der Klugheit. Eine deutsche Bearbeitung des Handorakels der Weltklugheit, Orácula manual y arte de prudencia. Erschienen 2008 auch als broschiertes "Book on Demand". Erhältlich nur noch gebraucht bei AMAZON!