Franz Kardinal König war von 1956 bis 1985 katholischer Erzbischof von Wien. Ich war zwar auch viele Jahre in diesem Zeitraum in Wien, aber ich hatte nie Gelegenheit, ihn persönlich kennen zu lernen. Aber Österreich ist klein und jeder kennt einen, der einen anderen gut kennt, also mit einem Wort, mein Chef, übrigens kein Katholik, war Gast bei ihm und hat mir von ihm erzählt.
Der Stephansdom in Wien
Franz König hatte ein Hobby, das ich selbst in abgewandelter Form von ihm übernommen habe, die Einladung. Beim Kardinal wurde man zum Mittagessen eingeladen, wenn man ein Fachmann auf einem Gebiet war und dort konnte man - ohne Zeugen und ohne Protokoll - Klartext reden, wie man das in Deutschland nennen würde.
Für ihn war es Weiterbildung, für die Eingeladenen nicht nur eine große Ehre, sondern auch eine Chance, mit einem der wichtigsten Männer des Landes offen zu reden. Franz König war dabei sehr diskret, er hat sich also nicht auf das Gehörte berufen, sondern es schlicht und einfach verwendet, wenn es ihm eingeleuchtet hat.
Ich habe diese Methode in zweifacher Form eingesetzt. Erstens habe ich prominenten Führungskräften angeboten, mit ihnen ebenfalls offen zu reden, was auch gelegentlich passiert ist. Es waren Gespräche, die damit begonnen haben, dass das Gesprochene vertraulich ist und man vereinbart hat, sich in keiner Form darauf zu berufen.
Als Dauer hat sich eine Stunde bewährt, das war knapp genug, um keinen Leerlauf aufkommen zu lassen, aber doch lang genug, um viele Themen anreißen zu können. Als Ort hat sich besonders der Spaziergang bewährt, also weit weg vom vertrauten Umfeld.
Die zweite Variante war für mich die Einladung zu einem Kaffee im Kaffeehaus. Hier ging es dann weniger um kritische Inhalte, als um das, was man abwertend als Tratsch bezeichnet. Auch hier ist die Stunde der richtige Zeitrahmen, vorgegebene Themen gibt es bei mir keine, was wichtig ist, kommt von selbst hoch. In einer Zeit, wo viel, ich meine zu viel, nur über Medien läuft, sind persönliche Gespräche das richtige Mittel, um einen Ausgleich zu schaffen.
Franz Kardinal König hat aber noch auf einem ganz anderen Sektor mein Leben bereichert, nämlich mit der Diät, die ihm zugeschrieben wird, und die man neutral als "Dinner Skipping" bezeichnet, das heißt, man lässt das späte Abendessen (alles nach 17h) ausfallen.
Mager und schlank bin ich durch die Kardinal König Diät nicht mehr geworden, aber sie hilft mir, das Gewicht konstant zu halten und ich schlafe besser. Als Abschluss des Tages gibt es zwei Natur - Yoghurts, mein Körper weiß inzwischen, dass dann bis zum Frühstück am nächsten Morgen Pause ist. Die Umstellung dazu ist mir relativ leicht gefallen und sündige ich dann doch einmal am Abend, dann fällt eben das Frühstück sparsamer aus.