OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Mich berührt es persönlich, wenn ich mit dem Problem der Jugendarbeitslosigkeit konfrontiert werde. Ich empfinde die Jugendarbeitslosigkeit vor allem als ein gravierendes Versagen der Gesellschaft. Sie destabilisiert leicht jede Ordnung, besonders wenn es viele arbeitslose, junge Männer gibt.

Wohin wird sie wohl führen?
Eine verworrene Situation, die aber gemildert werden kann

Ich war in den südeuropäischen Ländern, die heute besonders unter ihr leiden, häufig im Urlaub und ich habe mich oft gefragt, warum so wenig dagegen unternommen wird. Es sind nicht nur die fehlenden Jobs oder die mangelnde Ausbildung, auch wenn sie vielleicht die wichtigste Ursachen sind. Es gibt noch ganz andere und viel subtilere Einflüsse.

Ich nenne zuerst als typisches Beispiel die Lotterien. Wo es Lotterien mit hohen Gewinnsummen gibt, verarmen die Menschen, weil sie sich zu wenig anstrengen, um mit Alltagsarbeiten ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Hoffnung auf den großen Gewinn demotiviert und fügt, auch wenn sie noch nicht zur Spielsucht führt, den Beteiligten großen Schaden zu.

Ähnlich schädlich sind schlechte Vorbilder, die durch kriminelle Energie schnell reich geworden sind, zum Beispiel mit Drogenhandel oder Erpressung. Wozu was lernen und sich anstrengen, wenn man womöglich durch einen schnellen Coup viel leichter ausgesorgt hat?

Auch andere, viel harmlosere Vorbilder, wie z.B. Medienstars können einen sehr negativen Einfluss haben. Auch hier gilt, wenn der oder die das kann, warum nicht auch ich? Da warte ich doch lieber auf die große Chance, als z.B. eine Lehre zu machen!

Einen ähnlich verheerenden Einfluss hat zu viel Trost, z.B. durch Religionen, die nach dem Leben auf Erden das Paradies versprechen. Trost in Maßen kann sehr hilfreich sein, aber wenn er dazu führt, dass Menschen alles mit sich gefallen lassen, dann verhindert er die Motivation, an den bestehenden Umständen etwas zu ändern.

Ebenfalls extrem problematisch sind die diversen Heilslehren der politischen Parteien. Sie gaukeln vor, dass die Politik alleine das Problem lösen könnte. Das ist falsch. Die Politiker können zwar steuernd eingreifen, aber lösen müssen das Problem die Betroffenen selbst.

Auch zu viele Erwartungen auf externe Hilfen sind trügerisch. Sie zögern Lösungen nur hinaus. Das Problem muss heute und vor Ort angegangen werden.

Ebenso deprimierend ist die Chancenlosigkeit durch verkrustete Gesellschaftsstrukturen. Wo starke, konservative Teile der Gesellschaft alles dominieren, ist es für Jugendliche schwer, sich einen Platz in der Zukunft vorzustellen.

Und auch nicht hilfreich sind übertriebener Jugendschutz, zu hoher Mindestlohn und unnötige Altersbeschränkungen.

Ich könnte viele weitere Beispiele anführen, die dazu führen, dass Jugendliche nicht die Herausforderungen des Lebens annehmen können. Aber dies ist nur die eine Seite. Die meisten werden es tun wollen, aber sie haben keine Chance, weil sie entweder nicht eingestellt werden oder weil ein Gestrüpp aus Korruption oder Vorschriften sie daran hindert, selbständig aktiv zu werden.

Scheinlösungen

Sie erscheinen plausibel, aber sie schieben das Problem nur hinaus, verringern die Lebensarbeitszeit oder schaffen unnötige Brüche:

- Verlängerung der Schulzeit ohne praktische Ausbildung
- Militärdienst ohne echte Notwendigkeit
- Freiwilliges (unbezahltes) Soziales Jahr
- Bedingungsloses Grundeinkommen
- Orientierungsstudienfächer
- Auswandern

Rahmenbedingungen

Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit
- muss im eigenen Land gelöst werden
- kann im wesentlichen durch die Jugendlichen selbst gelöst werden
- muss als kollektives, gesellschaftliches Problem betrachtet werden
- darf nicht viel kosten

Die Vorteile der Jugendlichen

Jugendarbeitslosigkeit ist im Prinzip kein anderes Problem als jede andere Form von Arbeitslosigkeit. Aber es gibt einige Unterschiede, die durch die Jugendlichen selbst bestimmt sind und die hilfreich bei der Lösung eingesetzt werden können:

Die Jugendlichen sind

- leistungsfähig, verfügen über viel Energie
- lernfähig, sie lernen extrem schnell
- flexibel, haben wenige Verpflichtungen
- mobil, können auch Ortsveränderungen vornehmen
- kreativ, entwickeln leicht neue Ideen
- digital fit, können mit Computern und neuen Medien gut umgehen

Einrichtung von Jugendzentren

Wahrscheinlich muss man dafür andere Namen wählen, die besser zur lokalen Jugendkultur passen. Früher hat man so was Camps genannt. Es sind Orte, an denen sich die Jugendlichen treffen, wo sich sich austauschen, wo sie vor allem auch lernen und experimentieren können und die als Sprungbrett für Arbeitsverhältnisse dienen.

Damit diese Zentren nicht zur Brutstätte radikaler Bewegungen werden, ist sicherlich etwas staatliche Beobachtung notwendig. Auch wird der Staat diese Einrichtungen zumindest anfangs finanzieren müssen.

Alle Hauptarbeiten aber werden von den Jugendlichen selbst übernommen:

Verwaltung, Wartung
Aus- und Weiterbildungsprogramme
Projektentwicklungen
Veranstaltungen und Feste
öffentlichkeitsarbeit und Fundraising

Möglicherweise ist anfangs etwas Steuerung durch erfahrende Erwachsene, z.B. Senioren, dabei hilfreich. Aber je weniger Einfluss diese haben, desto besser ist es für die Jugendlichen selbst.

Schwerpunkte der Aus- und Weiterbildung

Schreiben, lesen, surfen, kommunizieren, präsentieren
Englische Sprache oder andere große Sprachräume, Führerschein
Grundlagen der Marktwirtschaft, der Betriebswirtschaft und des Handels
Sehr gute lokale Kenntnisse (vermitteln Sicherheit und sind Basis für Tourismus)
Eine Fertigkeit besonders gut, z.B. auch Sport oder Musik
Globale Orientierung

Begleitende gesellschaftliche Unterstützung

Einfacher und preiswerter Zugang zum Internet
Einfache Kontoeröffnung
Einfache Wege zur Selbständigkeit
Lehrreiche Praktika
Faire Geschäftslizenzeinvergabe
Überall anerkannte Abschlüsse
Große Wirtschaftsräume

Bewährte Vorgangsweisen

Früher Berufseintritt
Leichter Berufseintritt
Duale Handwerksausbildung
Lokale Programme, durchaus auch erzwungen mit politischem Druck
"Jugend Forscht" Programme
Permanente Weiterbildung, echte Praktika, Rotationen
Wirksame, dynamische Arbeitsmärkte
Wenige Beamte, geringe Macht der Gewerkschaften
Sabbatical Leaves, die schon Berufstätige für einige Zeit wieder aus dem Arbeitsmarkt nehmen
Viele Erfolgserlebnisse und gerechtfertigtes Lob

Persönliches Fazit

Ich bin davon überzeugt, dass selbst in einem schwierigen Umfeld, auch bei Sparmaßnahmen und ohne viel externe Hilfe, es möglich ist, die Jugendarbeitslosigkeit zumindest zu reduzieren. Die Lösung liegt bei den Jugendlichen selbst, die besser als andere Altersstufen in der Lage sind, sich selbst zu helfen, wenn man ihnen nur die Möglichkeit dazu gibt und ihnen beim Start etwas hilft.

Freude zum Schluss

INHALT

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