OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Ich war einmal gezwungen einen Teil meiner Wohnung umzuräumen. Ein neuer Boden musste gelegt werden, so kam alles aus meinem Arbeitszimmer raus und ich habe mir geschworen, nur noch die Hälfte aufzuheben. Also wurde jedes Ding einzeln begutachtet, ob ich es nicht doch weggegeben kann.

Heute zum letzten Mal

Ich habe mein Ziel tatsächlich erreicht und die Altpapiersammlung um viele alte Manuskripte bereichert. Und da ich nicht unter Zeitstress stand, konnte ich auch ganz gut reflektieren, was ich denn so über die vielen Jahre (das Zimmer wurde vor 19 Jahren eingeräumt) aufgehoben habe.

Es waren vor allem persönliche, praktische und kleine Dinge, die neben dem vielen Papier überlebt haben. Einige Trinkbecher, eine Nagelschere, die gut schneidet, ein Mini - UKW Radio, genaue Uhren, um die wichtigsten zu nennen.

Unter anderem waren auch viele schöne Ansichtskarten darunter, vor allem von meiner Mutter, Aufkleber (die ich gerne sammle, weil sie kaum Platz brauchen und man damit das Reisegepäck personalisieren kann) und ein kleines Poster mit der Aufschrift „Heute ZUM LETZTEN MAL“. Ich hab es vor etwa 40 Jahren auf der Straße einem Plakatierer abgeschwätzt, der damit das Plakat für die letzte Zirkusvorstellung aufgepeppt hat.

Es hing jahrelang in meinem Büro und wenn jemand Mist gebaut hat, dann habe ich nur drauf gezeigt und die Betroffenen wussten, dass sie besser aus ihren Fehlern rascher lernen sollten. Es hing auch nach meiner aktiven Zeit in meinem Arbeitszimmer, um mich daran zu erinnern, dass jeder Tag ein Tag der Chancen war und wenn sie nicht genutzt wurden, sie verpasst wurden.

Einem Besucher hat es sehr gefallen und er hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass bei den Römischen Triumphzügen neben dem Sieger auch immer ein Schild hergetragen wurde, auf dem Stand. Bedenke, dass du sterblich bist!

Aber es war nicht vordergründig der Gedanke an den Tod, sondern tatsächlich die Aufforderung, den Tag zu nutzen und ihn zu genießen.

Wem also das übliche Carpe Diem nichts mehr sagt, der soll sich doch auch so ein Schild drucken lassen. Ich bin sicher, es regt zum Nachdenken an und hilft besonders im Alter, die uns noch verbleibenden Möglichkeiten besser auszuschöpfen.

Aus dem Archiv von Otto Buchegger

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