Diese zwei Begriffe gehören nicht zum allgemeinen deutschen Wortschatz. Fretten ist ein süddeutsches oder österreichisches Wort für "sich behelfen so gut es geht, sich mühen, sich plagen, sich quälen" und dieses Ausdruck war ein ständiger Begleiter meiner Kindheit in den Nachkriegsjahren. "Es is halt a Gfrett", so höre ich heute noch meine Mutter sagen. Wer einen Zeitzeugen dazu hören will, die Ösi Saga meines Jugendfreundes Heinz Benzenstadler beschreibt das Umfeld meiner Kindheit gut.
Dieses Improvisieren, um zu überleben, war keine schlechte Schule für die Zeit, wo es uns dann wieder besser ging. Auch wenn man manche Situationen auf keinen Fall wieder haben wollte, wie schrecklich kratzende Kleidung, so hatte dieses Leiden immer auch eine Hoffnung auf bessere Zeiten und bei aller Not war auch immer etwas Trost im Jammern.
Das andere Wort, Attrition, ein vieldeutiges Wort, in meinem Zusammenhang am besten mit Verschleiß, Abrieb oder Aushungerung zu übersetzen, hörte ich oft während meiner Berufstätigkeit, wenn es darum ging Personal, das ausgeschieden war, nicht mehr zu ersetzen. Auch hier lernte man, dass im "Behelfen so gut es geht" ein großes kreatives Potential steckt. Aber während es beim "Fretten" oft um Leben oder Tod ging, versuchte man beim "Attritionprozess" eher, auf schmerzlose Weise abzuspecken und damit sogar fitter zu werden, als vorher. Die Ausgangniveaus waren eben sehr unterschiedlich.
Ich habe einige Fretten- und Attritionphasen auch in meinem persönlichen Bereich gehabt. In früheren Jahren haben sie mich gestärkt, aber im Alter empfinde ich sie nicht mehr als Bereicherung oder Abwechslung. Lediglich, wenn ich meinen Lebensmittelvorrat gezielt aufbrauche, damit alles wieder mal frisch in die Regale kommt, dann muss ich zurück an meine Kindheit denken und ich bin dankbar, dass ich gelernt habe, auch den Notphasen etwas Positives abzugewinnen und sei es nur, dass man froh ist, wenn sie vorbei sind.