OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Im Jahr 2009 gab es von einer deutschen Versicherung einen klugen Werbespot: Ein Mädchen fragt seinen Vater, was der Unterschied zwischen Sieger und Gewinner ist. Der Vater antwortet "Unsere Versicherung ist der Sieger und wir sind die Gewinner". Leider kann ich kein Link dazu angeben, weil diese Firma ihre Spots nicht ins Netz stellt, wo sie gratis gesehen werden können, sondern lieber teures Geld für das Zeigen zahlt.

Aber der Spot ist gut und er regt an, sich mit diesem Thema näher zu beschäftigen. Wo es Sieger gibt, muss es auch Verlierer geben, aber wo es Gewinner gibt, muss dies nicht der Fall sein. Wir alle kennen Win-Win Deals, wo alle gewinnen können. Ich finde, dies kann man auch schon Kindern beibringen und so dazu beitragen, dass sie früh die Vorteile von Kooperation lernen.

Unsere Gesellschaft belohnt vor allem die Sieger. Erster zu sein ist das Ziel, schon der Zweite ist ein Verlierer. Lediglich bei Olympia erlaubt man den ersten Drei, sich im Ruhm zu sonnen. Dabei kann es durchaus Vorteile haben, nicht immer der Sieger zu sein. Ich erinnere mich an einen Autoverleiher, der als Zweiter damit geworben hat, dass er sich mehr bemüht ("We try harder"). Bei mir hat der Slogan funktioniert und habe vorzugsweise bei ihm gebucht, denn der erste war nicht meine Wahl. "It always hurts, when you choose Hertz" war ein geflügeltes Wort unter uns Vielreisenden.

Eine Gesellschaft braucht Sieger, ohne Zweifel. Sie sind Vorbilder, motivieren so Nachahmer, tragen zum Selbstbewusstsein und Selbstverständnis bei und formen die Gesellschaft mit. Aber für den dauerhaften Erfolg sind auch viele Gewinner notwendig, ja vielleicht sind sie sogar wichtiger als einzelne Sieger. Ich finde Deutschland hatte es lange Zeit ganz gut geschafft, den Erfolg auf viele Schultern zu verteilen. Es waren ja auch diese Schultern, die die Last zuerst getragen haben.

In den letzten Jahren aber ist diese Balance aus dem Ruder gelaufen. Ich will hier nicht auf die Details der Diskussion eingehen, die von Sozialschmarotzern bis zu Bankzockern reicht, sie kann man in den Medien leicht verfolgen. Diese Diskussion ist primär von Neid und Dummheit geprägt und sie berührt nicht das Grundproblem, nämlich, was können wir besser machen im weltweiten Konkurrenzkampf?

Wie können wir als Land siegen, als attraktiver Wirtschaftsstandort, mit exzellenten Produkten, als nachgefragtes Urlaubsziel, als Land, das die besten Köpfe der Welt anzieht und ausbilden kann, als globaler Player, Vermittler und eventuell auch als Friedensstifter? Sport spielt dabei sicher auch eine Rolle, aber eher eine kleine.

Wenn wir uns weiter nur mit Klein-Klein-Hick-Hack, Plagiaten, Gendern, Fussball und Umverteilen beschäftigen, verlieren wir das große Ziel aus den Augen. Unsere Meinungsmacher, Politiker, Manager, andere Organisationen (von Gewerkschaften bis zu den Kirchen) und vor allem die Medien müssen schneller lernen, unsere Rolle im weltweiten Konzert realistischer zu sehen und schneller zu handeln, wollen wir weiterhin alle Gewinner sein.

Aus dem Archiv von Otto Buchegger

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