OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Die Politiker und die Journalisten wissen immer ganz genau, wie die verschiedenen politischen Meinungen einzuordnen sind. Mir als dummen Bürger ist dies nicht immer so klar gewesen, muss ich gestehen, darum habe ich Kriterien gesammelt, mit denen auch ich diese Menschen leicht unterscheiden kann. (Übrigens kennt man das Links-Rechts Phänomen so ausgeprägt nur in Europa, also sollte man sich bei der Anwendung auch nur auf Europa beschränken.)

Generell sind die Linken jünger als die Rechten, konnte ich beobachten. Wer jung ist, hat offenbar automatisch einen Drall nach links, der sich dann spätestens so um die 35 - 45 langsam - nach einem schwierigen Übergangsprozess - in einen Rechtsdrall umwandelt. Alte Linke wirken irgendwie peinlich auf mich, vor allem wenn sie ihre linke Ungepflegtheit mit ins Alter übernehmen. Lange Haare können ja bei Jugendlichen noch ganz sexy wirken, aber alte zottelige Typen, nein danke.

Und umgekehrt junge Rechte, da stimmt meist auch was nicht. Ich rede gar nicht von den wenigen, kriminellen Neo-Nazis, nein, auch die unauffälligen Jung-Rechten sind suspekt. Entweder zeugen sie von unnatürlich großer Reife, oder sie sind zu bequem zu irgendwelchen sozialer Veränderung. Zu schnell angepasst, das ist nicht gut für die Gesellschaft. Wie soll sich diese auf neue Herausforderungen einstellen, wenn die jungen Wilden fehlen?

Unter den Linken gibt es mehr Raucher als unter den Rechten. Saufen tun sie beide. Die Rechten essen dafür besser und mehr und sind auch dicker. Sicherlich gibt es auch linke Esser und rechte Raucher, aber zur groben Unterscheidung kann man sagen. Schlanke links, Dicke rechts. Im Zweifel kann dann das Drogenverhalten zusätzlich herangezogen werden. Wird gehascht, dann hat man schon fast den 100 prozentigen Beweis für das Links-Sein. Werden die Drogen allerdings sehr teuer, dann spricht wieder mehr für das Rechts-Sein.

Der Linken höchstes Ziel ist die "Gleichheit". Alles muss gleich sein, einheitlich sein, überall gelten. Was nicht gleich ist, ist von vornherein schlecht und verdammenswert. Analog könnte man jetzt annehmen, dass der Rechten höchstes Ziel die Gerechtigkeit ist, wo doch der Stamm "recht" in beiden Ausdrücken vorkommt. Aber so einfach ist es nicht.

Am ehesten würde ich "Sicherheit" als höchstes Ziel der Rechten sehen. Wer "Freiheit" und "Wohlstand" hier vermisst, der muss sie bei den Liberalen suchen, aber von denen ist im Augenblick nicht die Rede.

Um Gleichheit zu erreichen muss vor allem das vorhandene Vermögen und der Besitz auf alle gleich verteilt werden. Dafür gibt es bei den Linken viele Spezialisten, allen voran die Gewerkschaften. Dass die Gewerkschaften selbst zu den Besitzenden zählen, wird gerne verdrängt. Die Arbeitnehmer könnten viel mehr haben, wenn man das Vermögen der Gewerkschaften den einzahlenden Arbeitnehmern wieder fair zurückgeben würde. Aber auf diese Idee kommt natürlich niemand. Geld holt man sich bei den Anderen.

Sicherheit heißt nicht nur genügend Polizei, dass man am Abend noch einen Spaziergang machen kann, ohne überfallen zu werden, sondern auch Safes, Bankgeheimnis, keine Gefahren durch äußere Einflüsse, Eigenheim, wenige Änderungen, darum nennt man die Rechten auch die Konservativen, d.h. wörtlich die Bewahrenden. Allerdings sind diese Konservativen dann erstaunlich flexibel, man nennt dies dann pragmatisch, wenn man sie mit realen Problemen konfrontiert.

Und die Linken werden erzkonservativ, wenn man von ihnen Veränderungen fordert. Sie werden zu wahren Gesellschaftsbetonierern, werden irgendwelche Rechte, die "vor hundert Jahren errungen" wurden, berührt. Also passt das mit den Konservativen nicht mehr so ganz.

Generell halten sich die Linken für klüger als die Rechten. Die Rechten werden für dumm angesehen, aber so plump formuliert man das nicht. Es heißt dann sie sind bodenständig oder im christlichen Glauben verwurzelt oder sie sehen nur das Geld. Die Linken hingegen sind belesen (sprich sie sehen schlecht und tragen schon früh eine Brille), international erfahren (sie waren schon bei einer Demo außerhalb ihres Bundeslandes und nicht nur im Urlaub auf Mallorca), sie sind medienerfahren (man hat ihre Demo auch schon einmal kurz im Fernsehen gesehen) und sie legen das Schwergewicht auf Bildung (am besten dadurch, dass jeder ein ganzes Leben lang zur Schule geht, mit einem schlechten Schulsystem schafft man dies am einfachsten).

Die Rechten halten die Linken für ungläubig, für heimatlos, für familienfeindlich, für kulturlos, für "nix rechtes" also. Im persönlichen Bekanntenkreis hat man dann zwar einige Ausnahmen, die nicht in dieses Bild passen, aber dies sind wirklich Ausnahmen, ansonsten stimmen die Vorurteile schon.

Gestritten wird bei den Linken, wie bei den Rechten. Aber die Art des Streitens ist sehr unterschiedlich. Geht es bei den Rechten eher um aktuelle oder praktische Probleme, wer z.B. der nächste Kanzlerkandidat werden soll, und laufen diese Streitereien eher diskret ab, z.B. an Stimmtischen, so sind die Linken bekannt für ihre prinzipiellen, ideologischen Auseinandersetzung. Und je öffentlicher der Streit, um so besser. Am besten wird immer alles auf chaotischen Parteitagen diskutiert oder von einer Demonstration begleitet.

Demonstrieren scheint ohnehin die liebste Beschäftigung aller Linken zu sein. Ich kann es gut verstehen. Man hält sich so von der Arbeit fern, steht immer ein bisschen damit im Rampenlicht, hat gleichinteressierte Gesellschaft und alles ist nur von beschränkter Dauer.

Und man kann dabei schreien, sich mit Trillerpfeifen betäuben oder singen, sich mit Transparente Tragen fit halten, man kann den Verkehr aufhalten oder sonst das öffentliche Leben stören. Endlich für einige Stunden keinerlei Verantwortung zeigen, es ist ein bisschen wie Urlaub oder glückliche Kindheit. Muss man dies nicht allen Erwachsenen immer wieder gönnen?

Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus und der Sowjetunion ist den Linken eine große Illusion abhanden gekommen. Gelernt hat man aber daraus nichts. Für mich eine der faszinierendsten Tatsachen im auslaufenden 20.Jahrhundert. Da bricht nach 80 jährigem Test das Erfolgsmodell einfach weg, aber dies hat fast keinen Einfluss auf die Befindlichkeit der Linken, was für mich den Schluss nahe legt, dass das Links-Sein schon in den Genen sein muss und keine Lernerfahrung ist.

Bisher habe ich noch keine Verbindung von Linken und Rechten zu unseren in Deutschland existierenden Parteien gezogen. Bei den Grünen und den Linken ist es einfach, sie sind die Linken. Die Grünen überwiegend als Regionallinke-West und die Linkspartei als Regionallinke-Ost. Dafür sind die Republikaner und andere rechte Splittergruppierungen eindeutig rechts. Aber bei den großen Parteien SPD und CDU/CSU wird es schwierig.

So war für mich Schily (SPD) eindeutig ein Rechter, während Angela Merkel (CDU) auch durchaus als Linke durchgehen könnte, würde sie nur rauchen und sich im Aussehen mehr gehen lassen. Wahrscheinlich hängt dies damit zusammen, dass beide ihr Lager in der Mitte suchen, das wie Razzmatazz eine ausgewogene Mischung von Linken und Rechten ist.

Neu entstehende Parteien, wie die AfD, die Piratenpartei oder die Freien Wähler, können sich kaum dem Links-Rechts Schema entziehen. Da sie ihr Potenzial bei den inzwischen vernachlässigbar gewordenen FDP Wählern suchen werden, könnte man sie einfach als "liberal" einordnen, aber ich denke, so einfach wird es nicht sein. Zu tief ist das alte Denken verwurzelt. Wahrscheinlich werden sich die Piraten als Linkspartei festigen und die Freien Wähler, wie die AfD als Rechte. Alles andere würde mich (positiv) überraschen.

Mit der abschließenden Kriterienmatrix will ich das Einordnen in Links oder Rechts zusammenfassen und erleichtern:

Indizien für Links

Gewichtung

Indizien für Rechts

Jung 5 Alt
Raucher / schlank 5 Gourmet oder Gourmand / dick
Ungepflegt 3 Gepflegt
Ideologe 7 Pragmatiker
Demonstriert häufig 10 Demonstriert selten
Gleichheit ist wichtig 10 Sicherheit ist wichtig
Atheist 4 Gläubig
Liest gerne 4 Sieht lieber fern
Ist mehrfach geschieden 3 Ist langjährig verheiratet
Arbeitnehmer 7 Arbeitgeber
Konsumiert 3 Investiert
Überall ist es schöner als Zuhause 5 Findet es Zuhause am schönsten
Liest taz 10 Liest FAZ
facebook user 5 Google+ oder XING user
Wählt die beste Partei 3 Wählt das kleinere Übel
Hält sich für gebildet 5 Bildet sich lebenslang

Viel Erfolg bei der praktischen Anwendung!


Lange bevor mich LINKS und RECHTS in der Politik beschäftigt haben, war in meiner Kindheit die Frage interessant, warum es Links- oder Rechtshänder gibt und ob man diese angeborenen Eigenschaften umtrainieren kann.

Einer der klügsten meiner Jugendfreunde (er ist leider früh verstorben) hat dann vorgeschlagen, wir sollten Alltagstätigkeiten (wie Haare kämmen oder Zähneputzen) mit beiden Händen lernen. Und um es zu üben, haben wir versucht, Federball (eine meiner liebsten Jugendaktivitäten) mit zwei Schlägern pro Person beidhändig zu spielen. Das hat tatsächlich funktioniert und es hat mich bis heute motiviert, alles mit beiden Händen zu üben.

Ich denke, so ist es auch mit der Politik: Ruhig gelegentlich abwechseln!

Freude zum Schluss

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