OTTO BUCHEGGER ERZÄHLT

Es gehört zur Natur des Menschen, seine Freude mit anderen teilen zu wollen. Freude, wie auch Wissen, wird dadurch ja nicht weniger, sondern mehr! Je mehr Menschen oder je intensiver das Erleben der gemeinsamen Freude, desto mehr ändert sich auch die Qualität des Erlebnisses.

Bei großen Festen, freudigen Anlässen ohne detaillierte Regie, kann es dann zu großen emotionalen, ja fast überwältigen Gefühlsausbrüchen kommen. Menschen beginnen zu lachen, zu weinen, zu kreischen, sie können ihre Gefühle und auch ihr Verhalten kaum noch kontrollieren.

Aber auch bei Feiern, wo die Agenda meist vorgegeben ist, kann es zu ganz stillen, erhebenden Augenblicken kommen, die lange im Gedächtnis der Menschen haften bleiben.

Es kommen mehrere Momente zusammen: Es nehmen viele Menschen gleichzeitig an dem gleichen Event teil. Im Gegensatz zu meinen vielen Ausführungen über die Kleinen Freuden, ist aber eine Inszenierung, oft mit großem Aufwand, dafür notwendig.

Morgenrot in Tübingen

Es müssen aber nicht alle auch am gleichen Ort sein. Ich erinnere mich an die ersten Übertragungen der Olympischen Winterspiele, bei denen Österreich bekanntlich zu den großen Nationen gehört. Wir saßen alle 1956 (ich war 12 Jahre alt) an einem fremden Fernsehapparat (einen eigenen hatten wir noch nicht) und haben zuerst mitgezittert und dann war eine ganze Nation wie im Freudenrausch, als Toni Sailer seine 3. Goldmedaille holte. Wir hatten schulfrei bekommen und es war ein ganz großes Fest und ein Glücksgefühl, über das wir alle noch tagelang geredet haben.

Im Gegensatz dazu 56 Jahre später, die Olympischen Spiel in London. Ich hätte alle Zeit der Welt gehabt, sie mir anzuschauen, als (inzwischen) Deutscher auch eine ganz gute Zuversicht gesehen, genügend Medaillen einzuheimsen, aber ich habe kaum noch zugeguckt. Was war passiert?

Nun könnte man sagen, ich bin einfach zu alt geworden, mich an solchen Sport Events zu erfreuen, aber ich glaube, das nicht der Hauptgrund. Ich kann stundenlang andere Sportübertragungen, wie Snooker, anschauen. Es ist auch nicht die Geschichte unzähliger Dopingfälle oder anderer Betrugsformen im Sport, sie kommen überall vor, wo es um viel Geld geht. Es ist schon eher die Erkenntnis, dass diese Spitzenathleten zu bedauern sind, weil ihre Lebensqualität durch Verletzungen und Einschränkungen im Laufe ihres Lebens stark abnehmen wird.

Der Hauptgrund für mich ist, dass dieses ursprünglich öffentliche Ereignis von einer Organisation annektiert wurde und es so kommerzialisiert wurde, dass es keine Freude mehr macht, daran teil zu nehmen. Die Olympischen Spiele wurden mir und uns allen weggenommen und für entsprechende Eintritts- und andere Lizenzgebühren darf ich daran wieder teilhaben. Nein danke, das will ich nicht mehr.

Ich sehe ja ein, dass für Organisation und die Nutzung von Ressourcen, wie Hallen, Anlagen und Plätzen Kosten entstehen, die bezahlt werden müssen. Aber nicht einzusehen sind alle anderen total übertriebenen Massnahmen, die man als Protektionismusvorwürfe auf Wikipedia nachlesen kann. Was die diversen Schützer, sie treten ja nicht nur zu solchen Events auf, nicht bedenken, ist, dass sie mit ihren Regeln vielleicht vor Gerichten Recht bekommen, nicht aber vor den öffentlichen Meinung. Die Olympischen Spiele sind bei mir "out", für immer.

Ich sehe an den zunehmenden Ablehnungen durch freie Regionen, dass auch viele andere Menschen so denken und sich vermehrt Diktaturen um die Teilnahme bewerben und dann auch erfolgreich sind. Das passt offenbar ganz gut auch zu der Qualität mancher Funktionäre, bei denen es nicht mehr um den Sport geht, sondern nur noch ums Geld.


Eine andere große Gefahr für alle Treffen von vielen Menschen, nicht nur sportliche Events, sind Terror und Streik. Wer seine Interessen brutal durchsetzen will, wird große Ansammlungen ausnutzen, um größtmöglichen Schaden oder um ein hohes Erpressungspotenzial anzuwenden.

Will man sich dagegen absichern, dann bedeutet es einen großen Sicherheitsaufwand oder große finanzielle Zugeständnisse, die beide im Endeffekt hohe Kosten bedeuten. Wobei mich die Sicherheitsaspekte viel mehr stören, als die Kosten. Je mehr "Security" anwesend ist, vor allem wenn sie sogar bewaffnet sein muss, desto unsicherer fühle ich mich und ich meide deshalb Großevents, wo ich nur kann.


Ich habe daher für mich den Schluss gezogen, dass reale Versammlungen von etwa 400 Menschen die optimale Größe für mich sind. Da gehe ich gerne hin, sie sind klein genug, um noch alles zu überblicken und auch klein genug, dass sie nicht für andere Zwecke umfunktioniert werden.

An größeren Events kann man heute perfekt virtuell, über die Medien, teilnehmen. Dies gilt sogar für Ereignisse, an denen man persönlich nie dabei sein könnte, wie beim Sprung aus der Stratosphäre von Felix Baumgartner, 2012. Jetzt abgesehen von allen anderen Aspekten, die Art und Weise, wie die Teilnahme von Millionen durch moderne Technik ermöglicht wurde, ist gelungen, finde ich.

Ohne Risiko für die Zuschauer, aus dem sicheren Wohnzimmer, sogar beliebig wiederholbar anzuschauen, auch zeitversetzt und trotzdem hat man das Gefühl der Gemeinsamkeit. Man kann nachher mit anderen darüber reden, die auch "dabei waren" und seine Gefühle austauschen.


Leider hat sich meine Hoffnung von 2012 nicht erfüllt, muss ich jetzt (2016) schreiben. Google Hangouts wurden in Deutschland zum Flop. Schade!

Freude zum Schluss

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